Ist mein Schicksal nicht schon seit der Geburt vorher bestimmt?

Es erscheint legitim, daß wir unsere Zukunft kennen wollen und uns fragen, was aus unserem Leben einmal wird. Die Zuflucht zu Astrologie, Hellseherei oder Zahlenmagie und ähnlichem kann man als Suche nach einer Antwort auf Situationen verstehen, die auf uns zukommen oder als eine Art Medizin gegen die Zukunftsangst. In Wahrheit sind diese verschiedenen Praktiken Aberglaube. Sie stützen sich alle auf mehr oder weniger wissenschaftliche Daten und liefern Interpretationen, die keineswegs rational sind.

Die Astronomie ist eine wissenschaftliche Disziplin. Die Astrologie dagegen, die die Zukunft aus der Stellung der Sterne herauslesen will, ist Aberglaube, ja sogar Betrug Die Daten, die sie aus langer Tradition gebraucht, sind unzuverlässig, wenn man berücksichtigt, daß in den letzten zwei Jahrhunderten drei neue Planeten (Uranus, Neptun, Pluto) im Sonnensystem entdeckt worden sind. Weiß man auch, daß sich die Position der Tierkreiszeichen zur Erdachse nach und nach verändert, dann folgt daraus, daß sich die Astrologie auf Daten stützt, die wissenschaftlich gesehen nicht zuverlässig sind. Welchen Glauben soll man also Interpretationen schenken, die zum Beispiel ein Horoskop liefert?

Schon allein die Notwendigkeit der Interpretation wirft Fragen auf: jede Interpretation geschieht abhängig von Referenzen. Nun gibt es aber mehrere Schulen, die astrologische Daten auf verschiedene Art interpretieren. Warum soll man der einen mehr vertrauen, als der anderen? Dann nähert sich die Interpretation selbst schon der Wahrsagerei.

Man könnte einwenden, daß die Vorhersagen des Astrologen bei dieser oder jener Person eingetroffen sind. Bei der großen Zahl sogenannter Vorhersagen ist es begreiflich, daß die eine oder andere durch Zufall zutrifft. Es kann auch sein, daß die Person, die den „Seher” befragt hat, durch die Vorhersage fasziniert und gebunden war.

Nicht zu vergessen ist, daß Wahrsager fähig sein können, Ängste, Erwartungen und sogar Charakterzüge des „Klienten” zu erkennen, indem sie ihn beobachten. Das ist keine Vorhersage, einfach nur ein wenig Psychologie.

Was ist begreiflicher, als sich über unsere Zukunft Gedanken zu machen? Kann aber die Angst vor dem nächsten Tag die abergläubische Wahrsagerei oder den Verzicht auf die eigene Freiheit rechtfertigen? Denn durch die Wahrsagerei schränken wir selbst unsere Entscheidungsfreiheit ein und lassen unser Leben von subjektiven Deutungen und Aussagen anderer Menschen bestimmen. Wir wissen selbst, wie sehr wir ungewollt von den Worten anderer beeinflußt werden können.

Wir Menschen haben Angst vor Unsicherheit und Ungewißheit. Anstatt uns scheinbare Sicherheit zu schaffen, sollten wir lieber nach dem suchen, was unserem Leben wirklich Halt und Sicherheit geben kann. Das suchen, worin unser Leben wurzelt.


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